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Sie sind allgegenwärtig, unübersehbar und sorgen bei Japan-Neulingen in den ersten Tagen eines Aufenthaltes wahrscheinlich für einige Gute-Laune-Schübe: die unzähligen Dinge, die an allen Ecken und Enden ihre unverwüstliche Liebreizendheit offenbaren – die freundliche Mayonnaise-Verpackung, die freundlichen Kekse, die freundlichen Snacks mit den großen Augen in der Bento-Box. Sie sorgen nämlich letzten Endes dafür, dass das Diktum vom „Land des Lächelns“ für den Besucher neue Bedeutungstiefe annimmt.
Während ja westlichen Designern, die sich auf die japanische Kultur beziehen, oftmals nichts Originelleres einfällt als Origami-Fältelungen und Geisha-Looks (die man auch schon im Paris des 19. Jahrhunderts, das ebenfalls äußerst „japonistisch“ aufgelegt war, hätte tragen können), gibt es im allerfernsten Osten ganz andere, viel aufregendere Gestaltungsvorlagen – zum Beispiel alles, was als kawaii gilt: Dieses Konzept ist so eng mit dem Leben (vor allem der jungen und weiblichen) Bewohner Japans verwoben, dass es als geradezu unübersetzbar gilt. Von passend und liebenswert über herzig, süß und schön bis hin zu süchtig machend kann „kawaii“ alles Mögliche bedeuten. Und es gibt zusätzliche Spielarten, etwa „guro-kawaii“ (grotesk-süß), „kimo-kawaii“ (unheimlich-süß) oder auch „busu kawaii“ (hässlich-süß). Wahrscheinlich braucht es ein ganzes (Teenager-)Leben in Japan, um alle Facetten dieser sich ins Unendliche erstreckenden Begrifflichkeit auch nur annähernd erfassen zu können.
Stellvertretend für alle Kreaturen aus dem Umfeld des grotesken „guro-kawaii“ sei an dieser Stelle noch der Gloomy Bear erwähnt: Er ist nur auf den ersten Blick niedlich, und ungleich der so arg- wie harmlosen Kitty schlägt er seinem Besitzer in begleitenden Mangas schon einmal die Krallen in sein weiches Menschenfleisch. Weshalb sollte es sich schließlich im schier unüberblickbaren Reich des „Kawaii“ anders verhalten als in der Welt realer Personen: Auch da verbirgt sich schließlich unter einer süßen Oberfläche oft Schauerliches.